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"CHAMPION" JACK DUPREE

William Thomas Dupree wurde in New Orleans geboren. Sein Geburtsdatum gilt als unsicher, es wird der 4., der 10. oder der 23. Juli der Jahre 1908, 1909 oder 1910 angegeben. Sein Vater stammte aus Belgisch-Kongo, seine Mutter war halb Cherokee Indianderin und halb Afroamerikanerin. Als William 2 Jahre alt war, wurden seine Eltern beim Brand ihres Wohnhauses getötet und er kam in New Orleans ins Waisenhaus "Home for Coloured Waifs", wo auch der junge Louis Armstrong seine Jugendjahre verbringen musste. Dupree lernte dort weder Schreiben noch Lesen, aber in diesem Waisenhaus begann er durch einen italienischen Priester mit dem Klavierspiel. Im Alter von 14 Jahren verließ er das Waisenhaus und lernte rasch die harten Lebensbedingungen auf der Straße kennen. Dupree verdingte sich singend auf der Straße und in Bars in Storyville, dem ehemaligen Rotlichtbezirk von New Orleans, in dem Gewalt und Rassismus an der Tagesordnung waren.

Häuserzeile in Storyville, 1919 oder früher.

Während dieser Zeit kam er das erste mal mit dem Boxsport in Berührung. Gleichzeitig vertiefte er sein Klavierspiel unter der Führung des Boogiepianisten Willie "Drive ´Em Down" Hall in den Speakeasies und Bordellen. Damals traf er auch Henry Byrd (später bekannt als "Professor Longhair"), ebenfalls ein junger Pianist, der ihm als Nebenjob Klavierunterricht gab. Schon bald begann Dupree in Barrelhouses und anderen Lokalen Klavier zu spielen. Mitte der 1920er-Jahre war er in New Orleans weniger als Pianist denn als Sänger bekannt, wo er als solcher bei den Bands der legendären Jazzpioniere Kid Rena and Chris Kelly mitwirkte.

Von links nach rechts, stehend: Jazz Gillum, Tampa Red, "Little" Bill Gaithner; sitzend: Jack Dupree und "Big" Bill Broonzy mit Tampa Red's Hund (1938)

Die Rassenkonflikte in seiner Heimat bewogen ihn um 1930 in den Norden der USA zu ziehen. Während dieser Jahre ließ er sich in verschiedenen Städten nieder, u. a. in Detroit, Indianapolis, so wie in Indiana, wo er Scrapper Blackwell und Leroy Carr traf und Chicago, wo er gemeinsam mit Georgia Tom spielte. In Detroit setzte er sich durch die Bekanntschaft mit der Boxlegende Joe Louis näher mit dem Boxsport auseinander, und es war Joe Louis, der Dupree überredete Preisboxer zu werden. Dupree boxte 107 Kämpfe, gewann die "Golden Gloves", das Championat im Leichtgewicht in Indiana und andere Preise. Diese Erfolge im Boxsport waren der Hintergrund für seinen Spitznamen "Champion Jack", den er für den Rest seines Lebens behielt.

 

Dupree mit Boxhandschuhen, mit einer Widmung aus dem Jahr 1968. Das Foto wurde allerdings lang nach seiner Boxkarriere angefertigt.

Um 1940 beendete er das Boxen und widmete sich wieder dem Klavierspiel. Zurück in Indianapolis schaute er bei Scrapper Blackwell und "Little" Bill Gaither vorbei, durch deren gute Kontakte er einen Job als Pianist in C. Ferguson's Cotton Club bekam. Durch die gemeinsamen Auftritte mit der jungen Bühnenschauspielerin Ophelia Hoy wurde Dupree eine lokale Bekanntheit. Sein Talent brachte ihm den Ruf eines Boogiemeisters im mittleren Westen der USA ein.
Im Januar 1940 machte Dupree seine erste Plattenaufnahme im Aufnahmestudio von Chicago A&R mit Junker's Blues (komponiert von Willie Hall). Dieses Stück wurde 1949 von Fats Domino für seinen ersten Hit The Fat Man modifiziert.

Sein Leben bekam eine neue Wendung als Lester Melrose von OKeh Record auf ihn aufmerksam wurde. Seine erste Aufnahmesession für OKeh Record, bei der er auch Warehouse Man Blues und Chain Gang Blues einspielte, hatte Dupree in Chicago im Juni 1940 mit der Aufnahme von 10 Singles.
1942 wurde Dupree's Karriere mit der Einberufung in die United States Armed Forces unterbrochen. Er wurde an der Pazifikfront als Koch in der United States Navy eingesetzt. 1944 geriet er für 2 Jahre in japanische Kriegsgefangenschaft. Im gleichen Jahr starb seine erste Frau Ruth, die er 1930 geheiratet hatte.

Nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft ließ er sich in New York nieder, wo er versuchte, seine Karriere als Musiker fortzusetzen. Er spielte in Clubs aber auch gemeinsam mit Sonny Terry und Brownie McGhee. Noch 1946 begann er wieder Platten aufzunehmen und machte eine Reihe hervorragender Soloaufnahmen für Joe Davis. Zwischen 1946 und 1953 machte er viele Studioaufnahmen für nicht weniger als 21 verschiedene Labels, u. a. auch für Savoy und Atlantic. Dupree behandelte seine vertragliche Verpflichtungen nicht besonders sorgfältig und benützte eine ganze Reihe verschiedener Pseudonyme wie Meat Head Johnson, Lightnin' Jr. Brother Blues, Champion Jack, Big Tom Collins, Blind Boy Johnson und Willie Jordan.
Dupree heiratete Lucille Dalton im Jahr 1948, doch diese Ehe wurde 11 Jahre später geschieden.
1953 nahm er Shake Baby Shake für das Label Red Robin auf. Obwohl Jerry Lee Lewis dieses Stück von Dupree nicht aufnahm, reflektiert der Text in Jerry Lee Lewis' Whole Lotta Shakin' Goin' On - "You can shake it one time for me !" - doch recht stark Dupree's Shake Baby Shake.

"Champion" Jack Dupree unterzeichnete im April 1953 für das Label King Records einen Plattenvertrag. Die Plattenaufnahmen der nächsten beiden Jahre machte er ausschließlich nur für dieses Label. 1955 gelang ihm im Duett mit Teddy "Mr. Bear" McRae der Hit Walking The Blues, ein sehr unterhaltsames Stück, welches 11 Wochen in den R&B charts blieb und die Nummer 6 erreichte. Es blieb Dupree's einziger Eintrag in die Hitlisten während seiner Karriere.
1956 wechselte er zu RCA record wo er noch 2 weitere Aufnahmen von Walking the Blues machte.

Zwei Jahre später nahm er das Album "Blues From The Gutter" ("Blues aus der Gosse") für Atlantic Records auf. Dieses Album wird von vielen als Duprees Meisterwerk gewürdigt. Es ist ein prächtiges Zeugnis seines Barrelhouse-Hintergrunds und erzählt Geschichten von Prostitution, Drogenkonsum und den schattigen Seiten des Lebens überhaupt. Es umfasst Klassiker wie T.B. Blues, Junker's Blues, Stack-O-Lee, Frankie & Johnny und Nasty Boogie. Diese Aufnahmen sollten seine letzten auf amerikanischem Boden bis 1990 bleiben.

Die Tiefe und Ehrlichkeit von Duprees Musik, die von seinen Interpretationen ausgelösten Empfindungen und die plötzlichen Stimmungsschwankungen in seiner Musik zwischen Traurigkeit und reiner Freude waren einzigartig. Er sah sich nicht nur als Entertainer, der Klavier spielte und sang, sondern ließ seine Musik Geschichten aus seinem Leben erzählen. Er sang über das Leben, über Gefängnisaufenthalte sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit. Obwohl er ein leichter Alkoholiker war, nahm er nie härtere Drogen. Sein Repertoire umfasste traditionellen Blues, Südstaatensongs wie Cabbage Greens und Chain Gang Blues so wie Lieder mit eigenen Texten zu aktuellen Themen.
Ende 1959 vermittelte die britische Agentur Harold Davison für Dupree Konzerte in Europa. Es scheint, Dupree konnte den rassistischen Vorurteilen nicht entfliehen, egal wo er sich in den USA aufhielt. So entschied er sich in Europa niederzulassen. Nach einem ersten Aufenthalt in der Schweiz fand Dupree schließlich ein kleines Haus in Halifax im Norden Englands, wo er nun mit seiner dritten Frau, Shirley wohnte. Sie heirateten 1960. Als Pioneer des Blues war er in Europa bei Jazzmusikern wie Chris Barber (1964) und Keith Smith sehr begehrt, beide nahmen mit Dupree Schallplatten auf und gingen mit ihm in den 1960er-Jahren auf Tournee.

 

Mitte der 1960er-Jahre nahm er weiter Schallplatten mit John Mayall und Eric Clapton auf. Eine Vielzahl europäischer Labels produzierte in diesen Jahren mit Dupree wunderbare Schallplattenaufnahmen, wie z. B. Walking the Blues für King Records (1970) und gemeinsam mit dem berühmten Saxophonisten King Curtis das hervorragende Live-Mitschnitt-Album "Blues at Montreux" (1971) auf Atco. Er spielte in Clubs und bei Festivals und trat 1973 in dem Film "If You Got the Feelin'" als Schauspieler in Erscheinung.

Nachdem auch seine Ehe mit Shirley geschieden wurde, zog er mit einer neuen Frau an seiner Seite 1975 nach Schweden. Nur ein Jahr später wechselte er innerhalb Europas zum letzten mal seinen Wohnsitz und zog nach Hannover. Für die gesamte Klavier-Blues-Szene in Europa, aber vor allem für Deutschland war dies ein enormer künstlerischer Impuls.

 

Jack Dupree ging mit Axel Zwingenberger und der Kenn Lending Blues Band auf Tournee und nahm mit ihnen Schallplatten auf. Viele Bands luden ihn als Gaststar ein. Er beeinflusste eine ganze Generation von jungen, europäischen Bluesmusikern.

  

 

1990 kehrte "Champion" Jack Dupree in die USA zurück um in seiner Geburtstadt am New Orleans Jazz & Heritage Festival teilzunehmen. Es war sein erster Besuch der Stadt seit 1954 und Dupree war die Sensation des Festivals. Danach ließ er sich überreden in New Orleans zu bleiben um das Album "Back Home in New Orleans" aufzunehmen, welches nach seinem Erscheinen von den Musikkritikern gefeiert wurde.

Selbst im Alter von 79 Jahren behielt Dupree noch seinen kraftvollen Ausdruck in seinem Gesang und seinem Barrelhousepiano - ein Talent, welches viele andere Musiker über die Jahre schon verloren hatten. 1991 wiederholte er seinen Auftritt beim Jazzfest in New Orleans und spielte auch am Chicago Blues Festival im gleichen Jahr. Noch einmal kehrte er ins Studio zurück, wo er die beiden Alben "Forever & Ever" und "One Last Time" aufnahm. Es sollten seine letzten Veröffentlichungen bleiben ...

 

"Champion" Jack Dupree kehrte nach Hannover zurück, wo er am 21. Januar 1992 an den Komplikationen einer Krebserkrankung starb. Als einer der produktivsten Bluesmusiker hinterließ er enorm viel musikalisches Material. Dupree wurde posthum von der Blues Foundation geehrt und in deren Hall of Fame aufgenommen. Sein Album "Blues From The Gutter" wurde zu den Aufnahmen "Classic of Blues" gewählt.

 

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