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PETE JOHNSON

Am 24 März 1904 wurde Kermit Holden – so hieß Pete Johnson mit bürgerlichem Namen - in Kansas City, Missouri geboren. Noch im Kleinkindalter verließ sein Vater die Familie. Weil die Unterkunft seiner Mutter sehr ärmlich war, musste sie außer Haus arbeiten. Daher glaubte sie, ihr Sohn sei in einem Kinderheim besser versorgt. Deshalb musste der junge Pete Teile seiner Kindheit in einem Kinderheim verbringen, bis er auf Grund dieser für ihn schweren Lebenssituation erkrankte. Kurz nach seiner Genesung befreite ihn seine Mutter aus der „Fürsorge“ dieses Heims. Pete begann spät zur Schule zu gehen. Im Alter von 12 Jahren zwang ihn die finanzielle Situation die Schule zu verlassen und arbeiten zu gehen. Er ging verschiedenen manuellen Tätigkeiten nach, u.a. auch mit seinem Onkel Louis „Good Bootie” Johnson, einem wenig bekannten Pianisten, der neben seiner Tagesarbeit mit Ragtime ein wenig Geld dazuverdiente. Nebenbei begann Pete Schlagzeug zu spielen und so dauerte es nicht lange, bis er seinen Onkel musikalisch begleitete. Sein Onkel riet ihm, Klavier spielen zu lernen. Pete lernte schnell von den besten Ragtimepianisten, die zu jener Zeit in den lokalen Clubs und Bars spielten. Als in den 1920er- und 1930er-Jahren die Wirtschaftskrise am stärksten war, bedeutete das viele Jobs für Musiker in Kansas City, da überall Jazz gespielt wurde. Einen seiner ersten Auftritte spielte Pete mit seiner eigenen Band in einem Speakeasy. In einem dieser Lokale traf er auch zum ersten Mal den Blues shouter und Barkellner Joe Turner. Gemeinsam bildeten die beiden Musiker als bald ein legendäres Duo. In den späten 1920er-Jahren kreuzten sich ihre Wege wieder im Club „Hawaiian Gardens”. Während der frühen 1930er-Jahre spielte er einige Jahre im „Sunset Crystal Palace”, einem sehr bekannten Club der Stadt. Meistens wurde Johnson von Joe Turner oder von Henry Lawson vokal begleitet. Von diesem Club wurden auch Johnsons und Turners Auftritte im Radio gesendet.

Der Jazz-Veranstalter, Produzent und Jazzkritiker John Hammond hatte eine dieser Radiosendungen gehört und lud Johnson und Turner 1936 ein im Apollo Theatre in New York zu spielen. Leider war dieses Gastspiel nicht von Erfolg gekrönt, denn einerseits war Sommer (also „tote“ Saison), andererseits wurde den beiden Musikern von Seiten des Managements nicht erlaubt Blues zu spielen und zu singen. Die beiden kehrten ziemlich desillusioniert nach Kansas City zurück. Doch Hammond gab nicht auf und lud die beiden abermals nach New York aber dieses Mal zu seinem ersten Carnegie Hall-Konzert „From Spirituals To Swing” am 23. Dezember 1938 ein. Der Konzertabend an der Seite der beiden Chicagoer Pianisten Albert Ammons und Meade Lux" Lewis war ein durchschlagender Erfolg und löste eine unglaubliche Boogie-Begeisterung aus. Gemeinsam mit Joe Turner erhielten die drei Pianisten rasch in verschiedenen New Yorker Clubs, speziell in Barney Josephsons „Café Society”, gut dotierte Engagements. Dort spielten sie als „Boogie Woogie Boys" oder “Boogie Woogie Trio” vor einem begeisterten Publikum. Für Johnson und Ammons begann nun eine intensive, bis in die frühen 1940er-Jahre dauernde Zusammenarbeit im „Café Society“ – im Gegensatz zu Lewis und „Big” Joe Turner, welche ihre Aufführungen im „Café Society“ schon früher beendeten.


 
Pete Johnson, Albert Ammons und Meade „Lux” Lewis

Eine der Folgen der plötzlichen, enormen Popularität des Boogie Woogie nach dem ersten Carnegie Hall-Konzert waren zahlreiche im Radio übertragene Auftritte (wie z. B. aus dem Panther Room im Hotel Sherman in Chicago), Tourneen und Plattenaufnahmen von Pete Johnson, welche er entweder gemeinsam mit „Big” Joe Turner (Roll ‘Em Pete, Cherry Red, Baby Look At You), Harry James (Boo Woo) oder als Solist (Death Ray Boogie, Boogie Woogie, Holler Stomp, Blues On The Downbeat) machte.
Wenn man Johnsons unglaubliches Talent beschreiben möchte, erscheinen die Begriffe „virtuos” und „genial” korrekt. Er war ein technisch meisterhafter und vollkommener Spieler, der auch andere Stile wie ein perfektes Stridepiano ganz in der Art seines Idols Fats Waller beherrschte. 


1941 entstanden sehr bemerkenswerte Aufnahmen (Boogie Woogie Man, Barrel House Boogie, Cuttin’ The Boogie, Foot Pedal Boogie, Sixth Avenue Express, …) mit Albert Ammons. Im gleichen Jahr spielte Johnson sich selbst in dem Kurzfilm Boogie-Woogie Dream mit Lena Horne, Ammons und Teddy Wilson mit seinem Orchester:

Beide Pianisten spielten in vielen Städten der USA und trotz der angespannten Gesundheitssituation von Albert Ammons tourten sie weiter quer durchs Land.
Die folgenden Jahre waren für Johnson die finanziell einträglichsten und die Platten, die er in dieser Zeit aufnahm, gehören zu den besten Boogiesoloaufnahmen, die jemals produziert wurden (Dive Bomber, Kaycee Feeling, Bottomland Boogie,…), 1944 gefolgt von den spektakulären Aufnahmen mit Albert Ammons in Hollywood (St. Louis Blues, Lady Be Good, Sheik Of Araby, ...).

mit Albert Ammons (links)

Nach dem 2. Weltkrieg begann der Niedergang des klassischen Boogie Woogie und Johnson verlor nach und nach seine Popularität. In den späten 1940er-Jahren unternahm er zwei Reisen an die Westküste, wo er in Clubs mit seinen alten Freunden Albert Ammons oder „Big” Joe Turner oder als Solist auftrat. 1950 übersiedelte er nach Buffalo. Aber seine Engagements wurden so rar, dass er eine Arbeit in einem lokalen Supermarkt annehmen musste. Zusätzlich erkrankte er an Arthritis und an einer Lungenentzündung. 1952 folgte eine Serie erfolgreicher Konzerte im Rahmen der „Piano Parade”-Tour an der Seite von Meade „Lux” Lewis, Erroll Garner und Art Tatum in verschiedene Städte der USA und Kanada. Danach kehrte er wieder nach Buffalo zurück und wieder gab es keine Auftritte für ihn zu spielen. Noch im gleichen Jahr wurde ihm während einer Autopanne in Niagara Falls das letzte Glied des kleinen Fingers von einem Seil abgetrennt, mit dem das Auto aus dem Schnee gezogen werden sollte. Es dauerte lange, bis diese Wunde geheilt war. Es muss für ihn überaus schmerzvoll gewesen sein mit dieser Verletzung Klavier zu spielen, aber er konnte für die Heilung nicht jene Zeit aufwenden, die dafür notwendig gewesen wäre. Schlechte Zeiten folgten und sie zwangen ihn, immer mehr Jobs abseits der Musik wie LKW-Fahrer, Nachtportier oder Arbeiten in einem großen Kühlhaus anzunehmen.

1958 schien seine Pechsträhne für eine Weile beendet zu sein, als er die Möglichkeit erhielt, mit Norman Granz' „Jazz At The Philharmonic” (JATP) auf Tournee zu gehen. An der Seite seines alten Freunds „Big” Joe Turner brachen sie nach Europa auf und spielten in vielen Metropolen wie Amsterdam, Brüssel, Mailand, Rom, Paris, Berlin, München, Frankfurt, Hamburg, Kopenhagen, Oslo, Stockholm, Göteborg und Zürich. Er erkannte, dass er im Unterschied zur USA in Europa viele Fans und eine großes Publikum hatte. Direkt nach seiner Europareise spielte er beim „Newport Jazz Festival” mit, wo er „Big” Joe Turner in Shake Rattle And Roll begleitete. Während dieses Festivals spielte er u. a. auch für Chuck Berry.
Aber noch im gleichen Jahr hatte er mit neuen, schweren gesundheitlichen Schwierigkeiten (Herzerkrankung und Diabetes) zu kämpfen, gefolgt von einem Schlaganfall mit linksseitigen Lähmungserscheinungen. Auch wenn er hoffte danach wieder spielen zu können, war er gezwungen, die folgenden Jahre in Abgeschiedenheit zu verbringen. 1967 während John Hammonds „Spirituals to Swing"-Konzert erschien er ein letztes Mal auf der Bühne und begleitete seinen Freund „Big“ Joe Turner in dem Stück Roll ‘Em Pete mit der rechten Hand am Klavier … Zwei Monate später starb Pete Johnson einen Tag vor seinem 63. Geburtstag am 23. März 1967 in Buffalo, New York.

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